Space Tech Expo 2019 – Die Zukunft der Raumfahrt
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Hans-Jörg Munke
freier Journalist
Vom 19. bis zum 21. November 2019 liegt das Zentrum der europäischen Weltraum-Industrie in Bremen. Wenn in der Hansestadt die Space Tech Expo Europe ihre Tore öffnet, nutzen mehr als 400 Aussteller und über 4.500 Teilnehmer die Gelegenheit, sich zu Themen rund um Raumfahrt, Technologie und Innovation auszutauschen. Mit dabei ist auch die FERCHAU-Tochter RST Rostock System-Technik GmbH.
05. November 2019Mit ihrer großen thematischen Bandbreite ist die alle zwei Jahre stattfindende Space Tech Expo mittlerweile der Branchentreffpunkt für die Raumfahrt-Industrie. Dank sinkender Frachtraten ins All und dem Siegeszug der Kleinsatelliten boomt das Satelliten-Geschäft. Das birgt neue Herausforderungen hinsichtlich Zuverlässigkeit, effizienter Produktion und leistungsfähiger Trägersysteme. Felder, zu denen auch die FERCHAU-Tochter RST Rostock System-Technik GmbH einen wichtigen Beitrag leistet. Der Schwerpunkt liegt dabei im Bereich Ground-Support-Equipment und Testsysteme. Das Unternehmen bietet seit Anfang der 90er Jahre auftragsgebundene, technologische Lösungen an.
Ein Highlight sind die Aufträge für die neue Trägerrakete Ariane 6. RST entwickelt und baut diverse Anlagen, Vorrichtungen und Betriebsmittel für die Produktionsanlagen. Die Rostocker Ingenieure sind aber auch direkt an der Entwicklung des Raketentyps beteiligt. „Am Trägersystem selbst haben wir Strukturanalysen durchgeführt“, so Marketing-Leiter Marcus Paschen. Mit den elektronischen Testsystemen aus dem Hause RST lassen sich zudem einzelne Funktionen von Instrumenten in Satelliten oder Raketen auf Herz und Nieren prüfen. So kann gewährleistet werden, dass alle Systeme auch in Betrieb wie vorgesehen arbeiten. Die Tests werden im Labor am Boden durchgeführt. Einige Systeme begleiten Satelliten aber auch auf ihrem Weg bis zur Startrampe.
Höhere Anforderungen durch kleinere Satelliten
Gerade den zahlreichen elektronischen Komponenten in Raumfahrzeugen kommt auf der Space Tech Expo eine zunehmende Bedeutung zu, denn der Trend in der Raumfahrt geht zu immer kleineren Satelliten. Das bringt Herausforderungen für die Entwicklung und Integration zuverlässiger Elektronik mit sich. Onboard-Prozessoren erzeugen mit zunehmender Rechendichte immer mehr Wärme. Auf kleinen Satelliten sitzen diese Prozessoren näher an anderen Bauteilen. Dadurch steigt die Gefahr, dass durch diese Hitze andere Teile des Raumfahrzeugs beschädigt werden. Das Gleichgewicht zwischen Sicherheit und optimaler Leistung herzustellen, ist eine Herausforderung, der sich zahlreiche Aussteller widmen.
Auf der Weltraum-Messe wird es einen speziellen Bereich für Kleinsatelliten, sogenannte Smallsats geben. Über 50 ausstellende Unternehmen präsentieren dort die ganze Kette von der Herstellung der Klein-, Würfel- oder Mikrosatelliten bis zu Trägersystemen und dem späteren Betrieb. „Mit der Rekordzahl an gestarteten Smallsat-Missionen des vergangenen Jahres und dem, was für die nahe Zukunft geplant ist - von Forschungssatelliten bis zu weltweiten LEO-Konstellationen (LEO – Low Earth Orbit) für die Kommunikation - wird dieser Bereich dramatisch wachsen“, kommentiert der verantwortliche Messedirektor der Space Tech Expo Gordy McHattie.
3D-Druck in der Weltraumindustrie
Innovative Fertigungstechnologien stehen ebenfalls im Fokus der Aussteller. So setzt sich die additive Fertigung (Additive Manufacturing, AM) auch in der Raumfahrtindustrie langsam durch. Verschiedene kommerzielle Unternehmen und Weltraum-Agenturen demonstrieren den 3D-Druck oder verwenden AM-Teile bereits in ihren Raumfahrzeugen – etwa die ArianeGroup oder Lockheed Martin Space.
Lockheed Martin Space hat im vergangenen Jahr erstmals Teile für Satellitengehäuse mit AM hergestellt. Das Unternehmen kann bereits über Erfahrungen berichten, wie es ist, diese neue Fertigungstechnologie in die Produktion zu integrieren. Auch Start-Ups beschäftigen sich mit AM. So arbeitet das in Brooklyn ansässige Unternehmen Launcher derzeit an der Entwicklung eines Raketenantriebs mit 3D-Druck. Auf dem Weg vom Prototyping zur Anwendung ergeben sich allerdings noch zahlreiche Fragen zur Qualitätskontrolle oder zur Nachbearbeitung der 3D-Weltraumkomponenten. Dabei geht es etwa darum, Support-Material, das zum Drucken notwendig war, wieder zu entfernen oder das gedruckte Bauteil durch Strahlen, Färben oder Lackieren zu veredeln.
Hohe Anforderungen an Kabelbäume
Die Rostocker Weltraum-Experten setzen einen weiteren Messe-Schwerpunkt: „Als Hersteller für Flugzeugkabelbäume, haben wir auch Raumfahrtkabelbäume im Portfolio“, sagt Marcus Paschen. „Aktuell gibt es bereits einige Aufträge in diesem Sektor. Das würden wir gerne weiter ausdehnen.“ Seit zwei Jahren verfügt die RST über die notwendige Infrastruktur im Haus. Neben einem Reinraum gehören Ultraschall-Reinigung und Öfen zum Equipment, in denen Materialien ausgebacken werden, damit sie im Reinraum nicht ausgasen.
Viel Potenzial, um auf drei Tagen Space Tech Expo neue Netzwerke zu schaffen, bestehende aufzufrischen und sich einen Marktüberblick über eine zunehmend dynamische Branche zu verschaffen.