Wellen – Digitale Herzschläge
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Philipp Erbe
Editorial & Content Manager
Die drei Preisträger des interdisziplinären FERCHAU-Kunstwettbewerbs ART OF ENGINEERING stehen fest, der Sieger wird am 23. April auf der Hannover Messe bekannt gegeben. Mit ihrer Installation Wellen überzeugte Anne Pfeifer die Jury und schaffte es in die Top 3.
16. April 2018Die 1,70 Meter hohe Pyramide aus 35 schwarzen Quadern scheint zunächst statisch. Doch dann setzt ein Rhythmus ein, der sich immer weiter steigert und die Skulptur mehr und mehr von innen heraus in Bewegung versetzt. Wellen heißt diese Installation von Anne Pfeifer. „Die Pyramide erzeugt Wellen der Bewegung, die sowohl optisch als auch akustisch wahrgenommen werden können. Technisch möglich machen diese Wellenbewegung 48 Elektromagnete, die im Inneren der einzelnen Quadern verborgen sind. Über einen Minicomputer werden diese gezielt angesteuert und spielen eine Eigenkomposition ab. „Die Magnete wirken ähnlich wie die Schlägel in einer Glocke. Sie schlagen an die Innenseiten der Kuben und versetzten diese in Schwingungen“, erklärt die Künstlerin. Da die Schlagflächen aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Leder oder Metall besteht, ergibt sich eine Klangwelt, die der eines Schlagzeuges ähnelt. Die Technik agiert im Verborgenen, sodass der Bewegung der Skulptur etwas Magisches anhaftet.
Installation und Mensch werden eins
Thema der Komposition ist das Leben von der Geburt bis zum Tod. Und dieses Leben sei emotional, bewegend, mitreißend, so Pfeifer. „Entsprechend habe ich das Stück komponiert. Ich möchte, dass sich der Betrachter angesprochen, berührt, einbezogen fühlt. Die Bewegung der Skulptur überträgt sich, Installation und Mensch werden für den Zeitraum der Performance eins. Durch die spiegelnden Außenflächen kann der Betrachter sich selbst und seine Umwelt in der Pyramide wiederfinden, was das Gefühl, Teil des Kunstwerks zu sein, weiter verstärkt.“
Und auch Anne Pfeifer selbst ist eng mit der Skulptur verbunden. „Die Maße der Kuben entsprechen denen meines eigenen Rumpfes. So gesehen zeigt die Installation 35 Körper mit 35 pulsierenden Herzen, die zusammen tanzen, sich gegenseitig aufwiegeln und schließlich, am Ende, wieder zur Ruhe kommen.“
Jurymitglied und Kunsthistoriker Prof. Dr. Ulrich Schneider:
Die Installation zeigt eine Pyramide aus 35 schwarzen Acrylglaskuben. Diese scheint auf den ersten Blick statisch, wird jedoch durch digital gesteuerte Motorenkraft optisch und haptisch bewegt. Mit speziellen Schlagwerken entstehen dabei auch rhythmische Perkussionen. Durch die Verformung der verspiegelten Flächen wird die Umwelt Teil der Skulptur. Die komplexe digitale Steuerung ist genuiner Teil des Kunstwerks.